Vortrag zur Mühlengeschichte am 24. Oktober
Warum klappert die Mühle am rauschenden Bach? Unter diesem Titel führte Hermann.Josef Schwab aus
Bellheim über 30 Zuhörer durch „Wissenswertes rund um Mühlen und Müllerhandwerk am Beispiel der Knittelsheimer Mühle“,
natürlich am historischen Ort selbst.Im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit mussten die Bewohner der kurpfälzischen
Orte Knittelsheim, Ottersheim und Bellheim ihr Getreide in der Bannmühle in Germersheim mahlen lassen.
Mit der vollständigen Zerstörung Germersheims im Holländischen Krieg 1674 wurden in mehreren Ortschaften der
Umgebung neue Mühlen notwendig. Die erste Erwähnung eines Müllers in Knittelsheim
findet sich im katholischen Kirchenbuch von Bellheim im Jahr 1695, allerdings gibt es von dem dort genannten Johannes
Conrad keine weiteren Nachrichten, es ist nicht einmal sicher, ob die Knittelsheimer Mühle schon
bestanden hat und ob Conrad die Mühle betrieb. Gleiches gilt von dem 1735 in Knittelsheim verstorbenen Müller Johann
Adam Christ, der aber als Müller der später Fortmühle genannten Mühle in Bellheim
bekannt ist und möglicherweise nach 1726 nach Knittelsheim gezogen ist.
Erst von dem 1755 verstorbenen Johann Georg Kramer wissen wir, dass er
die Knittelsheimer Mühle als Müller betrieb. Sein gleichnamiger Sohn verkaufte die Mühle 1767 an
Johann Ludwig Disqué aus Rinnthal, der aus einer namhaften hugenottischen
Müllerdynastie stammte, die generationenlang eine Vielzahl von Mühlen in der Pfalz besaß und betrieb.
Neben der allgemein bekannten Funktion als Getreidemühle wurden mit Wasserkraft noch Ölmühlen, Hanfreiben,
Knochenstampfen, Hammerschmieden und weitere mechanische Werke betrieben. Anhand eine Reihe von Fotographien
und eines kleinen Filmes konnte die alte Mahltechnik vergegenwärtigt werden, von der heute in den seit langem
stillgelegten Mühlen kaum noch Reste zu sehen sind. In der Regel wurden die Mühlräder schon Ende des
19. Jahrhunderts durch Turbinen ersetzt, häufig wurde die unregelmäßige Wasserkraft auch durch Dampfmaschinen ergänzt.
Die alten Mahlgänge aus Boden- und Läufersteinen wurden mehr und mehr durch Walzenstühle verdrängt, so dass
heutzutage nur noch vereinzelt alte Mühlsteine zu sehen sind. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der halbe Bodenstein
einer Hanfreibe, der seit vielen Jahren die Eingangstufe zur Knittelsheimer Mühle bildet.
Letztendlich konnte auch die Frage geklärt werden, woher das „Klipp-Klapp“ im bekannten Volkslied kommt, nämlich nicht von
klapprigen Wasserrädern, sondern von Ölpressen, Hanf-, Lein- und Getreidestampfen,
die das regelmäßige Klipp-Klapp erklingen ließen.
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